Capoliveri, etruskisch-römischen Ursprungs, eine ehemalige mittelalterliche Festung von Elba, eine der schönsten und touristischsten Dörfer der Insel und bla bla bla… alles längst zitierte Eigenschaften!

Der Lärm, der gekochte Tintenfisch, die Kinder und die Brücke: Entdeckung eines etwas ungewöhnlichen Capoliveri!

Der Ort Capoliveri, von dem ich Ihnen erzählen möchte, besteht aus Bauern und Bergleuten, die im Morgengrauen aufgestanden sind, um ihre anstrengenden Arbeiten auszuführen. Er besteht aus engen Gassen mit gut sichtbaren Steinen, Gassen, die so eng sind, dass sie den Spitznamen „Chiassi“ (von „Chiasso“, was „Verwirrung“ bedeutet) annehmen, denn wenn Mann und Frau sich stritten, wusste es sofort das ganze Quartier!

Capoliveri, wo ein gegebenes Wort viel mehr wert war als jedes beliebige Stück Papier, wo die «schiaccia briaca» ausschließlich mit «moscato» und absolut ohne «alchermes» zubereitet wurde. Capoliveri, wo Spitznamen so bedeutend und wichtig waren, dass, wenn man den «tizio» (Kerl) bei seinem wirklichen Namen nannte, ihn niemand kannte, wo sich beim Erwähnen von Wörtern wie „Las Vegas“, „Il Pioppo“, „Mezzobischero“ oder „I possidenti“ die Augen der Bewohner öffneten. Spitznamen, die niemand mehr benutzt und die die meisten vergessen haben, an die man sich aber gerne und mit Vergnügen erinnert, wenn jemand sie zufällig erwähnt.

Ein frisch zubereiteter Tintenfisch und ein in einer Gabel steckender Tentakel waren am Sonntag das begehrteste Street Food, und die beliebten Volksfeste waren wirklich dafür gemacht, zusammen Zeit zu verbringen, zu lachen, zu essen und den auf der Insel reichlich vorhandene Wein zu geniessen.

„Li bamboli“ (die Kinder), vergnügten sich an der Brücke «pontimento», in der Via del Calamita, beim Seilziehen oder mit dem Springseil, während die Mütter die Wäsche wuschen, indem sie sie gegen die Felsen schlugen, Felsen, die weiss Gott wie viel Freud und Leid mitangehört haben und die noch heute bestimmt viele Minerale verbergen.  Ab und zu entwischte ein „und du? wessen Sohn bist Du?“ Und dann begann die Auseinandersetzung, die ich mir so vorstelle: „Ich bin der Sohn des armen Adilio“ – „Oh Adilio, welcher Adilio?“ – „Wie welcher Adilio? Adilio, der Krüppel“ – „Ahh, jetzt verstehe ich! Adilio, der Mann von Flora la Lucona!“

Capoliveri, von dem ich Ihnen erzähle, besteht aus Geschichten und Legenden, einige romantische wie die Legende der Innamorata, an die jedes Jahr anlässlich der historischen Nachstellung erinnert wird, und andere erschreckende, wie das Schicksal von Malopecio in jenem Boot am wunderschönen Strand (der heute sehr geschätzt wird) trotz den vielen bösen Hexen!

Capoliveri ist ein Ort, der zu Ihnen spricht, Ihnen zuflüstert, Sie verzaubert. Wenn Sie fähig sind, ihm zuzuhören und ihn zu verstehen, wird sein Platz mit der Terrasse mit Blick auf das Meer Sie verzaubern und Sie werden sich niemals mehr entfernen wollen.